11.05.2020
Bürgerbusse Schleswig-Holstein:
10-Punkte-Plan zur Betriebsaufnahme für Bürgerbusse nach Corona-Krise

Die Agentur Landmobil mit dem Projekt Bürgerbusse Schleswig-Holstein präsentiert einen 10 Punkte-Plan zur Betriebsaufnahme von Bürgerbussen nach der Corona-Krise. Grafik: Agentur Landmobil Die Corona-Krise ist zwar nicht vorbei – doch nach und nach werden weitere Bereiche im öffentlichen Leben geöffnet. Die Verwaltung wird in vielen Regionen wieder zugänglich sein. Auch Friseure haben wieder geöffnet. Und auch das Gesundheitswesen wird sich mehr und mehr wieder auf reguläre Patienten konzentrieren. Damit wird auch der Bürgerbus als Teil der lokalen Daseinsvorsorge wieder stärker gefragt sein. Da stellt sich für die Bürgerbusse in Schleswig-Holstein die Frage: Wie kann der Bürgerbusbetrieb wieder aufgenommen werden?

Wir haben einen 10-Punkte-Plan zusammengestellt, der den Einstieg in den Betrieb erleichtert. Eine abschließende Entscheidung kann nur vor Ort auf Grundlage der lokalen Rahmenbedingungen in Verbindung mit den aktuellen Vorgaben von Land und Bund getroffen werden. Ziel muss es sein, neue Infektionen soweit es irgend geht zu verhindern. Unter Berücksichtigung der folgenden Punkte sind die Bürgerbusse auf einem sehr guten Weg. Mit der schrittweisen Öffnung sollten in anderen gesellschaftlichen Bereichen sollten auch die Bürgerbusse so rasch wie möglich wieder auf die Straße kommen.

10-Punkte-Plan zur Wiederaufname des Bürgerbusbetriebs

1. Die Zahlen vor Ort

Die Zahlen der Infektionen in kreisfreien Städten und Landkreisen fallen stark unterschiedlich aus. Es ist deshalb sinnvoll, die Zahlen für das eigene Fahrgebiet zu prüfen und so das Risiko abzuschätzen. Ggf. lohnt auch eine Nachfrage beim jeweiligen Gesundheitsamt, ob es im eigenen Fahrgebiet noch Fälle gibt. Die Zahl der Genesungen übersteigt inzwischen die Zahl der Neuinfektionen, so dass es bald die ersten Verbandsgemeinden ohne aktive Coronafälle geben wird. Es kann bei der Bewertung auch sinnvoll sein, noch einige Tage mit dem Start zu warten, wenn die Fallzahl noch vergleichsweise hoch ist. Die aktuellen Zahlen für Schleswig-Holstein finden Sie hier: Zur Landesregierung Schleswig-Holstein (externer Link)

2. Mindestabstände

Aus vielen Diskussionen wissen wir, dass der Mindestabstand von 1,5 Meter – besser noch 2 Meter – die einfachste und zugleich wirkungsvollste Maßnahme ist. Je nach Fahrzeuggröße können Abstände eingehalten werden. Dies sollte auf jeden Fall umgesetzt werden.

3. Maskenpflicht

In Asien ist es seit vielen Jahren üblich: Wer mit einer Erkältung den öffentlichen Nahverkehr nutzt, trägt einen Mund-Nase-Schutz. Damit schützt man das direkte Umfeld vor der Abgabe von infizierten Tröpfchen. Der Maskenträger selbst ist nicht wesentlich besser geschützt und darf sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Aber inzwischen sind sich die Experten einig: Wenn alle mitmachen, bringt es zumindest etwas. Seit dem 29. April 2020 gilt in Schleswig-Holstein eine Maskenpflicht für die Bereiche, bei denen die Mindestabstände nicht immer eingehalten werden können. Einkaufen und der ÖPNV gehören mit dazu. Im Bürgerbus sollte ein Mund-Nase-Schutz getragen werden.

4. Begrenzung der Fahrgastzahlen

Für Bürgerbusse in Schleswig-Holstein auf telefonische Vorbestellung kann die Fahrgastzal einfach begrenzt werden. Ab sofort gilt eine Obergrenze von einem Fahrgast pro Fahrt. Zwei Personen werden zusammen befördert, wenn es sich um ein Ehepaar bzw. Lebenspartner im gleichen Haushalt handelt. Für Bürgerbusse im Linienverkehr muss eine Entscheidung mit dem Partner-Verkehrsunternehmen getroffen werden.

5. Fahrer und Beifahrer

Fahrer oder Beifahrer müssen nur im direkten Kundenkontakt eine Maske bzw. einen Mund-Nase-Schutz tragen.

6. Nachvollziehbarkeit der Kontakte im Bürgerbus

Einige Bürgerbusse in Schleswig-Holstein fahren auf telefonische Vorbestellung. Die Kontaktdaten der Fahrgäste sind bekannt. Sollte sich später herausstellen, dass ein Fahrgast infiziert war, lässt sich anhand des Fahrplans nachvollziehen, mit welchen weiteren Personen dieser Fahrgast in Kontakt kam. Bürgerbusse im Linienverkehr müssen hier mit dem Partner-Verkerhsunternehmen eine Entscheidung zur Vorgehensweise treffen.

7. Regelmäßige Desinfektion

Das Virus kann auch über Flächen übertragen werden. Der genaue Anteil am Gesamtgeschehen ist unklar, aber regelmäßige Desinfektionen der von Fahrgästen berührten Gegenstände im Fahrzeug reduzieren das Risiko.

8. Corona-Test für Bürgerbusteam

Das anlasslose Testen (Massentest ohne Symptome) ist derzeit nicht angezeigt. Deshalb gilt mehr denn je die Eigenverantwortung im Team: Wer sich krank fühlt, sagt die Schicht ab, egal wie kurzfristig. Wer im privaten Umfeld Kontakt mit einer infizierten Person hat, zieht sich in häusliche Quarantäne zurück, bis die Testergebnisse vorliegen.

9. Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime

In einigen Fahrgebieten gibt es Krankenhäuser. Hier besteht noch ein weitgehendes Besuchsverbot, so dass ein Fahrtwunsch dorthin erst einmal nicht vorkommen dürfte. Bei Alten- und Pflegeheimen kommt es auf die Details an. Einige Bürgerbuskunden leben im betreuten Wohnen. Wer im Alten- und Pflegeheim wohnt kann in aller Regel die dortige Infrastruktur nutzen und fährt nicht mehr mit dem Bürgerbus bzw. ist nicht direkt auf den Bürgerbus angewiesen. Gleichwohl sollte im direkten Gespräch mit den Leitungen der jeweiligen Einrichtungen besprochen werden, wie mit Fahrtwünschen umgegangen werden kann. Es hat sich gezeigt, dass das Virus für diese Einrichtungen eine große Gefahr darstellt. Deshalb sollte hier auf keinen Fall ein Risiko eingegangen werden.

10. Bringdienste

Vielleicht sind einige Fahrgäste noch verunsichert. Dann kann der Bürgerbus zusätzlich für eine Übergangszeit noch einen Bringdienst anbieten. Die Kundin gibt am Telefon nicht den Fahrtwunsch durch, sondern den Einkaufswunsch für den nächsten Tag. Dies erfordert etwas Logistik und Vorbereitung, u. a. mit dem örtlichen Einzelhandel, der Übergabe und Bezahlung der Ware. Der Dienst kann zusätzlich zu den normalen Telefonzeiten angeboten werden. Das ist nur ein Projekt für den Übergang. Die Mehrzahl der Fahrgäste möchte sich ja im Laden die Lebensmittel selber aussuchen.